Die Geschichte der Familie Willared ist auch eine Geschichte der Imkerei. Marcel, Inhaber der Bio-Imkerei Willared in Hardheim im Neckar-Odenwald-Kreis, hat das Imkern von seinem Vater Dieter gelernt, und Dieter hat das Imkern von seinem Vater Georg gelernt. Doch erst seit 2018 leben der erst 26-jährige Marcel und seine Eltern Dieter und Stephanie Willared ihren beruflichen Traum. Gemeinsam haben sie eine Berufsimkerei aufgebaut mit 250 bis 350 Bienenvölkern, einer eigenen Verarbeitung und ihrem Hofladen „Das Honiglädchen“, in dem sie ihre Produkte anbieten. Dass sie auf ökologische Weise arbeiten wollen, war dabei klar – auch das gehört zur Familientradition. „Wir haben uns sehr bewusst für die Mitgliedschaft im Biokreis entschieden, denn nur in diesem Verband machen die Richtlinien für die Imkerei Sinn“, erklärt Marcel. Doch nicht nur das: Die Willareds beteiligten sich auch an der Ausarbeitung der „regional & fair“-Richtlinien. Denn bezüglich dieser Kriterien in der Imkerei sind sie echte Fachleute.
Regionalität beginnt schon bei der Zucht der Bienen. Die Vermehrung erfolgt vor Ort. Im Frühling werden die schwächeren Völker aufgeteilt. Ein Ableger erhält eine junge Königin, womit man gute Erfahrungen gemacht hat. Dabei wird nicht auf Honigertrag, Reinrassigkeit oder Sanftmut hin gezüchtet, sondern auf Robustheit und Gesundheit. Die Bienenbeuten stellt der gelernte Holztechniker Dieter aus heimischem Fichten-Käferholz her. Die Wanderschaft gehört zur Imkerei dazu, doch sie beschränkt sich auf einen Umkreis von maximal 50 Kilometer. Manchmal sind es auch nur fünf Kilometer bis zur nächsten Tracht. „Unsere Bienen sind heute kultivierte Haustiere, die in einer nicht intakten Natur leben und an einem Standort meist nicht mehr genügend Nahrung finden“, erklärt Dieter. Zum Schutze der Biodiversität werden maximal 24 Völker an einem Standort aufgestellt.
„Wir haben uns sehr bewusst für die Mitgliedschaft im Biokreis entschieden, denn nur in diesem Verband machen die Richtlinien für die Imkerei Sinn.“
Der erzeugte Honig und weitere Produkte wie Honigwein oder Kerzen werden vor Ort im Hofladen angeboten, in nahen Bio-Läden sowie über Märkte und den Online-Shop. „Dabei geben wir keine Mengenrabatte“, erklärt Stephanie. „Fairness heißt für uns auch, dass Kleinere größer werden können und Größere nicht automatisch noch größer werden.“ Dieter baut hochwertige Verkaufsregale aus Kirschbaumholz für die Willared-Produkte und stellt sie Wiederverkaufenden zur Verfügung. In jedes Paket, das online verschickt wird, kommt ein „regional & fair“-Flyer, das Label prangt vorne und hinten auf sämtlichen Produkten.
„Regionalität kann man leben!“, sagt Dieter Willared. In der Umgebung habe man viele Kooperationen mit Land- und Forstwirt*innen. Auch aus der Kommunalpolitik und von Seiten regionaler Zeitungen erfahre man Wertschätzung. Ständig werde man erkannt, und viele Landwirt*innen böten Standplätze an oder kämen mit der Frage auf sie zu: Was kann ich für die Biene tun? Was kann ich anpflanzen? „Das freut uns, denn alles, was wir für die Bienen tun, tun wir auch für andere Arten ̶ und damit für uns alle.“
Von Ronja Zöls-Biber