„Eines der größten Probleme unserer Zeit ist, dass Waren von A nach B und wieder zurücktransportiert werden“, sagt Nik Gottschaller. „Jeder kann alles überall hinliefern. Dadurch entsteht neben einem immensen CO₂-Ausstoß auch ein höchst unsozialer Verdrängungskampf, in dem manche immer größer und größer und ihre Produkte in Folge immer billiger und billiger werden.“ Biohofbäcker Nik Gottschaller will auf keinen Fall böse klingen, aber etwas resigniert fügt er noch hinzu: „Viele Verbraucher:innen wollen das so.“
Diesem System will er ein anderes entgegenstellen und bemüht sich seit vielen Jahren darum, regionaler und regionaler zu werden. Vieles ist ihm bereits gelungen: Die Bauern und Bäuerinnen, von denen das Getreide kommt, sind in der unmittelbaren Umgebung ansässig. Gemahlen wird es entweder in der hauseigenen oder einer etwa 25 Kilometer entfernten Mühle. Die Kürbiskerne erzeugt er selbst vor Ort, sein nächstes Projekt ist der regionale Anbau von Leinsamen. Die größte Herausforderung stellt der Sesam dar, denn der kommt aus Indien und Äthiopien, und eine wirklich faire Lieferquelle zu finden, sei hier kaum möglich.
Ausgeliefert werden die Waren der Biohofbäckerei Gottschaller in einem Radius von maximal 100 Kilometern. Viel verkaufe er im nahen Einzelhandel, er schalte auch zunehmend Anzeigen in regionalen Medien.
„Eines der größten Probleme unserer Zeit ist, dass Waren von A nach B und wieder zurücktransportiert werden.“
Doch für die Vermarktung hat sich Nik noch etwas ganz Neues einfallen lassen. Seine Waren – Backprodukte, Öle, Kürbisse, Mehle, Müsli, Schnaps und anderes – werden nun auch im eigenen Hofladen angeboten. „Das Projekt lief gut an. Die Leute aus der Umgebung kommen gern hierher zum Einkaufen“, erzählt er, „für mich ist Bio das wichtigste, und an zweiter Stelle kommt die Regionalität. Für die Kundschaft ist es oft umgekehrt.“
Die Regionalität bringe ihm als Unternehmer nur Vorteile. Er spare sich lange Wege und damit enorme Kosten. Er habe ein festes Netz an Landwirt:innen und Lieferant:innen mit langen Verträgen. Üblicherweise treffe man sich auch regelmäßig persönlich. Hier liege auch die Schnittstelle zur Fairness. Stabile Preise gehören zum Geschäftskonzept dazu. Seine Mitarbeiter:innen bezahle er anständig und auch in punkto Generationengerechtigkeit biete er einiges. Die Angestellten können ihre Autos kostenlos an einer der drei E-Ladestationen laden – vier von 38 nutzen das Angebot bereits. 80 Prozent des gesamten Strombedarfs der Bäckerei wird über eine Photovoltaikanlage selbst produziert. Eine weitere Spezialität: Kürzlich erfolgte die Zertifizierung nach den biozyklisch-veganen Richtlinien.
Letztendlich wisse die Kundschaft die Auszeichnung mit „regional & fair“ zu schätzen. Nik Gottschaller: „Als wir für Regionalität und Fairness auf der Biofach geehrt wurden, erhielten wir viele positive Rückmeldungen. Einige Kund:innen sagten: Das freut uns, bei euch können wir uns sicher sein.“
Von Ronja Zöls-Biber